Interview mit Klaus Brönner

Ganze 13 Jahre lang war Klaus Brönner ehrenamtlich bei uns im Vereinsvorstand tätig. Wir blicken mit ihm zurück auf seine Erfahrungen im Kaffeebusiness.

Lieber Klaus, du bist Betriebsleiter der Fair-Handel GmbH in der Abtei Münsterschwarzach und warst von 2011 bis 2024 ehrenamtlich Mitglied im Vorstand unseres Vereins.  Wenn du auf diese beachtlich lange Zeit zurückblickst, was kommt dir in den Sinn?

Zum ersten kommt mir in den Sinn, es war wirklich eine lange Zeit. Wenn ich zurückdenke, dann erinnere ich mich, ich war schon vor meiner Vorstandszeit im Verein dabei durch unseren Bruder Joachim, mit dem ich in die Sitzungen kam. Und wie aus dem Nichts kam die Notlage, dass der Vorsitzende, Karl-Heinz Hein-Rothenbücher gestorben ist und nun der Verein vor der Frage stand – wie geht es weiter? Dann haben Maria Leitner und ich als stellvertretende Vorsitzende erst einmal kommissarisch die Leitung bis zur nächsten offiziellen Wahl gehabt. Mir war klar, dass ich aus Zeitgründen den ersten Vorsitzenden nicht machen kann, aber den zweiten Vorsitz schon. Das war mir wichtig, weil der Kaffee ursprünglich ja aus der Abtei Münsterschwarzach kam, ganz zu Beginn des Vereins. Deshalb war für mich klar, dass ich die Verantwortung übernehmen muss und ich habe es gerne gemacht.


Wie hat die Vorstandszeit deine Sicht auf das Kaffeegeschäft verändert?

Meine Zeit im Vorstand hat mir gezeigt, wie herausfordernd das Kaffeegeschäft ist. Die vermeintliche Sicherheit, die der Handel manchmal vermittelt, wenn man nicht allzu genau hinschaut, löst sich schnell auf. Trotz des engen Kontakts – der aktuelle Geschäftsführer, Jochen Hackstein, reist zweimal im Jahr dorthin und trifft die Kooperative – erfahren wir dennoch vieles nicht direkt von unseren Partnern. Erst durch die intensiven Gespräche im Vorstand wird deutlich, welche Probleme es gibt: Wie entsteht ein Preis? Welche Auswirkungen haben Transportverzögerungen? Solche Herausforderungen werden erst greifbar, wenn man wirklich nah dran ist.


Du hast ja auch Erfahrung mit Produkten, die ihr im Fair-Handel Münsterschwarzach direkt importiert, was ist der größte Unterschied zum Kaffeehandel, zum Beispiel bei euren Cashewnüssen?

Jedes Produkt hat eine andere Geschichte. Bei Lebensmitteln muss einem klar sein, die Qualität ist bei Naturprodukten schwankend. Abhängig davon, wie Regen war, wie Kälte war. Es gibt immer mal Wirtschaftskrisen oder Wechselkursschwierigkeiten bei vielen Ländern, aber man hat nicht den Börsenhandel wie beim Kaffee und dadurch relativ feste Preise. Beim Kaffee gibt es keinerlei Preisstabilität.


Wie hast du die lange Zeit im Vorstand des WÜPAKA erlebt?

Über diese Zeit von 2011 bis 2024 hat der Verein eine riesige Entwicklung gemacht. Das ist zum einen an den Räumlichkeiten festzustellen. Es war beengt, es war kleiner, es lief in der Diözese Würzburg mit – und dafür lief es wirklich gut. Dann wuchs es mit dem Umzug in die Räume in der Semmelstraße und die Eröffnung des eigenen Ladens. Die personelle Aufstockung war für uns erst mal ein mutiger Schritt, denn wenn man mehr Leute beschäftigt, muss man auch mehr Absatz haben. Doch tatsächlich wuchs der Kundenkreis und der Absatz. Das gelang sehr gut. Ich möchte nicht sagen, dass der Würzburger Partnerkaffee ein anderes Image hat als vor 15 Jahren, aber er konnte mit der Zeit gehen. Das zeigt sich am deutlichsten beim Verkauf in der Semmelstraße, wo plötzlich junge Leute kommen und Leute, die nicht ausschließlich aus der kirchlichen Szene sind. Die Kundschaft ist jetzt viel breiter aufgestellt. Also Entwicklung in allen Bereichen. Die Außendarstellung ist auch zeitgemäß. Die Erweiterung des Sortiments war wichtig für die Interessantheit und für Neukunden.


Was macht für dich den Würzburger Partnerkaffee aus?

Der Würzburger Partnerkaffee ist ja nicht nur Handel, er ist auch Projektarbeit. "Wir führen von jedem verkauften Kilo Kaffee 76 Cent an Projekte ab", das hört sich toll an. Aber was dahinter steckt, habe ich erst durch die Sitzungen erfahren und durch die Reisen des Geschäftsführers und der Mitarbeiterinnen. Diese Projektarbeit adelt den Würzburger Partnerkaffee. Ich kenne kaum einen Kaffee, der mehr tut. Jedes Jahr sind es etwa 50.000 Euro, die wir in 10 – 12 Sozialprojekte der Mitgliedsorganisationen stecken. Da konnten wir über die vielen Jahre verfolgen, dass es wirklich wirkt und dass die Projekte auch wirklich zu Ende geführt werden. Das sind Dinge wie Schule, Bildung, Krankenhaus, Wasserleitungen, wo dann ein Bericht kommt, es funktioniert, es geht. Und das ist schön.
Wenn wir über Fairhandel sprechen, der kam ursprünglich aus der christlichen Nächstenliebe. Und das sehe ich beim Partnerkaffee. Die Intention ist, wir wollen etwas für diese Menschen tun, wir können helfen.


Wie war für dich als Vorstandsmitglied die Zusammenarbeit mit den Mitgliedsorganisationen?

Es ist für mich persönlich beeindruckend, wie Einzelne in ihren Institutionen mitdenken und sich eingebracht haben. Maria Leitner vor allen Dingen, die aus der Arbeit im Würzburger Weltladen ganz viel Herzblut in den Würzburger Partnerkaffee reingesteckt hat. Der wäre nicht, wo er ist ohne sie. Ich habe im Fair-Handel den Kaffee ja jeden Tag in der Hand, andere Mitgliedsvertreter kommen alle drei Monate zur Mitgliederversammlung und bringen sich ein, das finde ich toll.


Du verkaufst unseren Kaffee im Fair-Handel, was sind da deine Erfahrungen?

Das ist eine ganz tolle Seite, der Handel mit dem Kaffee selber, der Verkauf an Weltläden und Einzelkunden. Zum einen schenken wir im Fair-Handel an unsere Gäste den Kaffee aus, in dem Fall den Tansania Classic, und wir verkaufen ihn. Und wir erfahren durchwegs Lob. Auch für die neuen Sorten,  besonders den Crema. Das macht Freude, wenn die Kunden das Feedback geben: Der Kaffee ist gut. Wir tun nicht nur was Gutes, sondern das Produkt ist gut.
Zum Preis muss ich auch noch sagen: Der Würzburger Partnerkaffee war zum Start und viele Jahre danach einfach immer zu günstig für diesen guten Kaffee. Mittlerweile haben wir uns ein bisschen gesteigert, aber auch aufgrund von Kostensteigerungen. Der WÜPAKA Kaffee ist trotzdem immer noch einer der fairen Kaffees, die nicht teuer sind.


Was mochtest du am liebsten an der Vorstandsarbeit?

Das waren die Infos, die man in den Sitzungen von der Arbeit des Geschäftsführers und der Mitarbeiterinnen bekommen hat, wie das Kaffeegeschäft eigentlich läuft und die Informationen, wie es in der Kooperative, bei Mahenge Amcos, läuft. Und über die ganze Zeit, die Zusammenarbeit mit den Geschäftsführern, erst mit Klaus Veeh, jetzt mit Jochen Hackstein, mit Susann und Franziska vom Büro, mit Helga Feulner und Maria Leitner, auch mit Gerold, dem Logistiker des WÜPAKA Teams, das war immer ein gutes menschliches, von gegenseitiger Wertschätzung geprägtes Miteinander. Das ist auch wichtig, dass man sich menschlich mag. Was auch sehr interessant war – wenn Besucher aus Tansania kamen. Wenn Father Lukas Komba da war, oder David Haule, mit denen zusammen zu sitzen, das ist bereichernd gewesen.


Was hast du für Wünsche für den WÜPAKA?

Ich wünsche mir, dass sich die Situation jetzt, mit Klimawandel und Missernten, mit Erträgen, die in anderen Ländern wie Brasilien bereits zurückgehen, dass das nicht zu einer Eskalation kommt im Kaffeepreisbereich. Denn dann werden die hochwertigen Kaffees, wie es unserer ist, Einbußen haben. Die Leute werden dann eher Kaffee beim Discounter kaufen, weil sie sich keinen fairen Kaffee mehr leisten können. Ich hoffe, dass es nicht so kommt. Und ich wünsche dem Verein, dass die Stabilität der Kooperativen bleibt. Bestenfalls wünsche ich dem Verein natürlich, dass er noch wachsen kann.

17 März 2025
Stichworte: Interviews