Preisunterschiede beim Fairtrade-Kaffee – wie kann das sein?

Habt ihr euch schon mal darüber gewundert, dass Fairtrade-Kaffee beim Discounter für einen ganz anderen Verkaufspreis angeboten wird als im Weltladen oder beim WÜPAKA? Dafür gibt es jeden Menge Gründe.

Fairtrade Mindestanforderungen

Vorneweg: Ist auf einer Kaffeetüte das Fairtrade-Siegel bzw. der Hinweis auf FLOCERT-Prüfung, ist auch tatsächlich 100% Fairtrade-zertifizierter Kaffee drin.
Für alle zertifizierten Kaffee-Produkte gelten die gleichen Mindestanforderungen. Dazu zählen beispielsweise ein fester Mindestpreis für den Rohkaffee und die Zahlung einer Fairtrade-Prämie. Die Produzent:innen müssen eine Kooperative bilden und auf umweltschonende Produktion achten.
Allerdings sind dies lediglich Mindestanforderungen, die von engagierten Fairhandels-Unternehmen übertroffen oder ergänzt werden.

Es geht besser – zum Wohl der Produzent:innen

Wir vom WÜPAKA zahlen fast doppelt so viel für den Rohkaffee wie der Fairtrade-Mindestpreis verlangt. Warum tun wir das?
Wir verhandeln den Preis direkt mit den Produzent:innen und beachten dabei, welches Einkommen unsere Handelspartner:innen für ihr Leben brauchen. Denn dies ist von Land zu Land unterschiedlich und in Tansania zum Beispiel anders als in Indien.

Der Verkaufspreis unseres Kaffees im Laden beinhaltet aber noch eine weitere Besonderheit: Wir spenden 76 Cent pro Kilo verkauftem Röstkaffee an soziale Projekte in Tansania. Damit sollen nicht nur die Produzent:innen gefördert werden, sondern viele weitere Menschen.

All das ist kein Muss, für unsere Vorstellung von partnerschaftlichen Handel aber unabdingbar. Der hohe Anspruch, die Mindestanforderungen zu ergänzen, hat natürlich Auswirkungen auf den Verkaufspreis.

Zwei Ansätze – ein Ziel

Sowohl bei der Herstellung von fair gehandelten Produkten als auch beim Verkauf im Einzelhandel (z.B. Weltladen oder Discounter) gibt es zwei verschiedene Ansätze:

1. Unternehmensbezogen: der ganzheitliche Ansatz. Alle Lieferketten des Fairhandels-Unternehmens werden fair gestaltet. Die Zusammenarbeit mit den Produzent:innen im Globalen Süden steht im Mittelpunkt der Arbeit. Das Unternehmen betreibt Bildungsarbeit.

2. Produktbezogen: Konventionelle Unternehmen lassen einzelne Produkte Fairtrade-zertifizieren oder verkaufen sie, ohne faire Standards in allen Lieferketten umzusetzen. Die höheren Kosten für zertifizierte Produkte können durch Mischkalkulationen auf nicht faire Produkte in ihrem Sortiment umgelegt werden. Diese Möglichkeit hat ein Fairhandels-Unternehmen nicht.

Als WÜPAKA verfolgen wir den unternehmensbezogenen Ansatz. Unser Vereinszweck ist Bildungsarbeit, um langfristig auf politischer Ebene mehr Gerechtigkeit im weltweiten Handel zu erreichen. Unsere Bildungsarbeit finanzieren wir ausschließlich aus dem Verkauf von fairem Kaffee.

Qualität hat ihren Preis

Ein wichtiger Einflussfaktor auf den Verkaufspreis ist die verwendete Bohnensorte. So gibt es hochwertige Bohnensorten (z.B. Arabica) und günstige (z.B. Robusta). Verschiedene Sorten werden oft gemischt, um einen besonderen Geschmack zu kreieren – oder um zu sparen. Je nach Mischverhältnis fallen unterschiedliche Kosten im Einkauf an.

Verschiedene Röstverfahren

Die in der Großindustrie übliche Kurzzeit-Röstung von ca. 90 Sekunden bis 3 Minuten bei extremer Hitze ist die billigste Lösung. Die traditionelle, hochwertige Alternative heißt Trommelröstung und dauert ca. 10 bis 25 Minuten. Sie ist aufwändig und teuer, sorgt aber für weitaus bekömmlicheren Kaffee mit ausgeprägterem Aroma.

Beim uns kommen ausschließlich hochqualitative Bohnen aus Trommelröstung in die Tüte – in unserem aktuellen Kaffeesortiment sogar 100% der Sorte Arabica. Unserem Espresso mischen wir aus reinen Geschmacksgründen Robusta bei.

Fazit

Viele Wege führen zum Endprodukt Kaffee und erklären die unterschiedlichen Verkaufspreise. Zu viele Faktoren spielen eine Rolle, die in diesem Beitrag nicht alle beleuchtet werden können.
Wer wert auf eine faire Grundausrichtung des Herstellers und hohe Kaffeequalität legt, sollte sich vor dem Kauf informieren, damit das Produkt die eigenen Ansprüche und Wünsche erfüllt.

Kurz erklärt: Fairtrade – auch ohne Siegel zertifiziert!
Das unabhängigen Zertifizierungsunternehmen FLOCERT prüft die Einhaltung der Fairtrade-Standards und vergibt das Fairtrade-Siegel. Wer dieses Siegel jedoch auf die Verpackung druckt, muss eine Lizenzgebühr für jede verkaufte Kaffeetüte bezahlen.
Deshalb verzichten manche zertifizierte Unternehmen auf die Verwendung des Fairtrade-Siegels auf ihren Verpackungen. Ein Blick ins Kleingedruckte auf die FLOCERT Nummer lohnt sich also!

Stichworte: Fairer Handel