Lieber Jochen, erzähle uns bitte kurz wer du bist und was deine Aufgabe bei uns ist.


Ich bin Jahrgang 1967, seit 1990 verheiratet und habe vier erwachsene Kinder. Aufgewachsen bin ich in Glattbach bei Aschaffenburg. In jungen Jahren habe ich eine Ausbildung als Elektroniker gemacht, später dann die Ausbildung zum evangelischen Diakon in Rummelsberg bei Nürnberg und noch etwas später einen Master in Nonprofit Management in Münster.
Beim Würzburger Partnerkaffee e.V. bin ich der Geschäftsführer des Vereins. Ich unterstütze den ehrenamtlichen Vorstand in allen Belangen, welche die Geschäftsführung des Vereins betreffen. Also alle Bereiche in Bezug auf das Kaffeegeschäft, die Finanzen, das Personal und die Öffentlichkeitsarbeit.


Was hat dich daran gereizt, für den WÜPAKA zu arbeiten?


Vor meinem Job beim WÜPAKA war ich geschäftsführender Vorstand eines Vereins, der Entwicklungszusammenarbeit hauptsächlich durch Spenden ermöglicht. Ich wollte einmal für einen Verein tätig werden, der Menschen auf der Südhalbkugel ermöglicht, durch ihre eigene Hände Arbeit ein Einkommen zu erwerben. Dadurch, dass wir beim WÜPAKA den Kaffeebauern in Tansania einen fairen Preis für ihren Rohkaffee bezahlen, ist dies möglich.


Du reist regelmäßig zu unseren Produzent:innen nach Tansania. Was war bisher dein schönstes Erlebnis dort?


Zweimal im Jahr bin ich in Tansania. Unser Projektkoordinator vor Ort ist ein Priester der dortigen katholischen Diözese. Father Lukas Komba ist eine warmherzige und menschenzugewandte Person. Obwohl er selbst relativ wenig hat, kümmert er sich um viele hundert Menschen in seiner Umgebung. Mich beeindruckt immer wieder, welche tollen Projekte er uns vorstellt, die wir durch unsere Projektförderung unterstützen können. Von jeder verkauften 500g Kaffeetüte unterstützen wir ja mit 38 Cent Sozialprojekte vor Ort. Pro Jahr also ca. 45.000 Euro.


Gibt es ein Projekt, das wir gefördert haben, das dich nachhaltig beeindruckt hat?


Das ist mit Sicherheit das Nuru Frauenprojekt in Mbinga. Ca. 15 Frauen haben eine kleine Firma gegründet. Sie stellen Seife her und rösten Erdnüsse. Beides verkaufen sie lokal. Als WÜPAKA haben wir die Anschaffung einer Maschine zur Seifenherstellung unterstützt und die Produktion von Erdnüssen durch ein kleines Startkapital. Inzwischen sind die leicht gesalzenen Erdnüsse fester Bestandteil unseres Sortiments. Und das Erdnussmus, das wir hier in Würzburg aus diesen Erdnüssen herstellen, ist ein echter Renner geworden. Welch ein Erfolg!
Wie sagte schon Desmond Tutu, der südafrikanische anglikanische Erzbischof von Kapstadt: „If we are going to see real development in the world then our best investment is women.” (Wenn wir echte Entwicklung in der Welt erreichen wollen, dann ist die Investition in Frauen die Beste.)


Was würdest du am weltweiten Kaffeehandel ändern, wenn du könntest?


Alle Kaffeebäuerinnen und -bauern sollten einen fairen Preis für ihren Rohkaffee bekommen, von dem sie ihre Familie ernähren können. Im Süden Tansanias bezahlen wir als WÜPAKA für das Kilo Rohkaffee zwischen 4,50 - 5,50 USD. Die großen Kaffeehändler bezahlen zwischen 2,00 – 3,00 USD. Für die Kaffeekooperative, mit der wir seit Jahren zusammenarbeiten (Mahenge Amcos) und von der wir jährlich ca. 96.000 kg Rohkaffee abnehmen bedeutet das, dass sie von uns ca. 240.000 USD mehr bekommen als bei Großhändlern. Pro Bauernfamilie (ca. 150 Familien) sind das ca. 1.600 USD zusätzlich im Jahr oder 133 USD im Monat. Dieses zusätzliche Einkommen entspricht in etwa einem normalen Monatsgehalt im Sünden Tansanias.


Was wünschst du dir für den WÜPAKA für die nächsten Jahre?


Natürlich, dass uns unsere Kundinnen und Kunden treu bleiben. Nur durch den Verkauf des fair gehandelten Kaffees hier in Deutschland können wir auch die Menschen in Tansania unterstützen. Als zweites wünsche ich mir, dass sich noch mehr Menschen dazu entscheiden, unseren fairen Kaffee zu kaufen. Damit könnten wir noch mehr Gutes bewirken. Und zu guter Letzt wünsche ich mir für den WÜPAKA, dass wir innovative (Frauen)Projekte in Tansania finden und diese unterstützen. So träume ich z.B. von einem Kaffeeladen und einer Rösterei in Tansania. Damit könnten wir dort noch mehr Arbeitsplätze schaffen und die Wertschöpfung bliebe im Land. Mal sehen...

22 Januar 2024
Stichworte: Interviews