Ein Beitrag von Jochen Hackstein, Geschäftsführer WÜPAKA

Wir sind faire Kaffeehändler:innen, doch unsere eigentliche Motivation sind Menschen: Die Kaffeebäuerinnen und Kaffeebauern in Tansania, von denen wir unseren wunderbaren Kaffee beziehen. Deshalb ist es uns wichtig, nicht nur eine Handelsbeziehung zu pflegen, sondern die Menschen vor Ort kennenzulernen, von ihren Erfolgen und Nöten zu hören, ihre Lebenswirklichkeit zu erleben. Lange musste ich als neuer Geschäftsführer des WÜPAKA darauf warten, unsere langjährige Partnerkooperative Mahenge Amcos besuchen zu können. Die Pandemie hat meine Antrittsreise leider verzögert, doch im Oktober 2021 war es endlich soweit.

Zu Gast bei der Kooperative

Die Produzent:innen, von denen wir den Großteil unseres fair gehandelten Kaffees beziehen, leben ganz im Süden Tansanias. Unser kleines Team reiste über Dar-es-Salaam an und fand in der Stadt Mbinga Quartier.


Teilansicht der CPU von Mahenge Amcos

Gleich am 21.10.21 ging es zur Kaffee-Verarbeitungsanlage (CPU) der Kooperative Mahenge Amcos. Die Fahrt von Mbinga dorthin über teils sehr holprige, nicht geteerte Straßen dauert etwa fünfzig Minuten. Die CPU liegt an einem Berghang mit Blick auf das kleine Dorf Mahenge. Hier stehen Reihen über Reihen an Trockennetzen für den Rohkaffee. Mit der typischen roten Erde und den umliegenden grünen Kaffeefeldern ist es wirklich malerisch. Es gibt auch ein Steingebäude für Versammlungen, in dem uns bereits der gesamte Vorstand der Kooperative erwartete. Hier wurden wir sehr herzlich empfangen und bewirtet. Es war bewegend, die Menschen, mit denen ich bereits über E-Mail oder Zoom Kontakt hatte, endlich persönlich zu treffen. Besonders freute ich mich auch, die einzige Frau im Vorstand, Elizabeth Kinunda kennenzulernen. Mit ihr und ihrer Familie durfte ich im Laufe meines Aufenthalts noch mehr Zeit verbringen. Darüber demnächst mehr.

Im Gespräch mit Julius Mbunda (links), Vorsitzender von Mahenge Amcos

Viel Dankbarkeit

In den vielen Gesprächen, die ich während mehrerer Tagesbesuche bei den Produzent:innen führen durfte, wurde deutlich, dass sie sehr dankbar sind, dass der WÜPAKA schon seit Jahren ihr fester Partner ist. Sie haben immer wieder darum gebeten, dass wir das auch bleiben. Diese Unsicherheit mag verwundern, doch im Kaffeebusiness ist es tatsächlich eher unüblich, dass Handelsbeziehungen über viele Jahre Bestand haben.

Farmer von Mahenge Amcos

Froh ist die Kooperative auch, dass wir mit ihr den Weg der Biozertifizierung gehen. Dies müsste sowieso in den nächsten Jahren geschehen, um auf dem Markt attraktiv zu bleiben. Gerade im Fairen Handel sind inzwischen die meisten Kaffees bio-zertifiziert. Doch so ein Umstieg ist teuer und auch nur möglich, weil wir bei der Finanzierung helfen und den Großteil davon übernehmen.

Sorgen und Wünsche

Was aber sind die Anliegen der Bäuerinnen und Bauern, wo drückt der Schuh? Besonders die Frauen wünschen sich eine gute Ausbildung ihrer Kinder. Viele der Produzent:innen dieser Generation haben selbst keine Schulbildung erhalten. Deshalb baut die Kooperative in Eigeninitiative seit einigen Jahren eine Secondary School. Nun ist sie fast fertig, nur die Toiletten fehlen noch. Die Produzent:innen hoffen, dass die Schule schon zum neuen Schuljahr im Januar 2022 eröffnen kann. Dafür bräuchten sie allerdings noch etwas Hilfe bei der Finanzierung. Unser Vorstand und Team beraten aktuell, wie wir dabei unterstützen können.

Jochen mit Elizabeth

Auf meiner Reise habe ich viel erlebt, viel gesehen, viele Gespräche geführt. Mehr Blogbeiträge dazu folgen demnächst.

10 November 2021