5 Fragen an Joachim Weber
1. Bitte stelle dich kurz vor: wer bist du und was machst du?
Mein Name ist Joachim Weber. Aufgewachsen bin ich im ländlichen Niedersachsen in den 70er Jahren. Ich bin gelernter Landwirt und habe auf verschiedenen Betrieben mit Viehhaltung, Ackerbau und Grünland gearbeitet, bevor ich in Witzenhausen Tropische Landwirtschaft und Tierernährung studiert habe. 1992 hat meine Familie die Leitung eines 400 ha Demeter Betrieb in Halle an der Saale übernommen.
1997 haben wir uns entschieden, mit der Vereinten Evangelischen Mission auf die Irente Farm der Nord-Ost Diözese der Lutherischen Kirche in Tansania zu gehen, um dort eine 250ha Farm mit einer angehängten kleinen Landwirtschaftlichen Fachhochschule zu leiten. In den 7 Jahren dort haben wir auf biologische Landwirtschaft umgestellt, eine Bäckerei, Käserei, Schlachterei und Obstverarbeitung aufgebaut.
Nach unserer Zeit in der Mission haben uns viele Menschen darin bestärkt, weiter in Tansania zu bleiben und wir haben angefangen als selbstständige Berater und Trainer in Tansania zu arbeiten. Seitdem beraten und trainieren meine Frau und ich Menschen in Afrika in allem was im weitesten Sinne mit biologischer Landwirtschaft zusammenhängt.
2. Warum ist Bioanbau wichtig?
Anfang 1900 waren 7 Einheiten Energie nötig um 1 Energie Einheit Nahrung auf der Farm zu produzieren, hauptsächlich in Form von tierischer und menschlicher Arbeit. Heute ist dieser Wert auf 25 Einheiten Fremdenergie zu 1 Einheit Nahrungsenergie in der Landwirtschaft gestiegen, in der Form von fossilen Brennstoffen für Maschinen und Dünger. Wir produzieren unsere Lebensmittel immer noch, als ob wir unendlich Ressourcen hätten. In der biologischen Landwirtschaft werden viele der energieaufwendigen Prozesse durch natürliche Vorgänge geleistet. Tiergesundheit, Bodenfruchtbarkeit, Wohlergehen des arbeitenden Menschen sind dabei eingebettet in die landwirtschaftlichen Kreisläufe. Natürliche Prozesse statt Ausbeutung! Darum ist biologische Landwirtschaft so wichtig für die Bewahrung der Schöpfung.
3. Welche besonderen Herausforderungen gibt es in Tansania in Bezug auf Bioanbau?
In Tansania wird biologische Landwirtschaft oft mit der traditionellen Landwirtschaft gleichgestellt. Das stimmt so aber nicht, die einzige Gemeinsamkeit ist, dass beide keine chemischen Betriebsmittel nutzen. Die traditionelle Landwirtschaft baut keine Böden auf und verschwendet biologische Ressourcen zum Beispiel durch Abbrennen. Die staatliche Beratung hingegen zeichnet das Bild vom modernen Bauern als jemanden der teure Hybridsamen kauft, Dünger verwendet und Schädlinge mit Chemikalien bekämpft. Hinzu kommt, dass es praktisch keinen lokalen Markt für biologische Produkte gibt.
4. Wie ist dein Eindruck von der Zusammenarbeit mit Mahenge Amcos?
Ich arbeite gerne mit den Bauern zusammen. Viele der Mitglieder der Mahenge Amcos sind sehr an besseren Methoden Kaffee anzubauen interessiert. Gleichzeitig wurde ihnen jahrelang erzählt, ein “moderner” Bauer müsse Dünger und Pestizide nutzen. Daher fällt vielen der Schritt zur Umstellung dann doch schwer.
5. Wie trinkst du deinen Kaffee am liebsten?
Ich muss beruflich viel reisen. In der Vergangenheit musste ich oft in Hotels schlafen, wo es nur Instant Kaffee gibt, und den trinke ich überhaupt nicht (nur wenn er in Tansania hergestellt ist). Seit vielen Jahren benutze ich daher eine Reise-French-Press und habe die und eine Dose Kaffee immer dabei. Das ist mein liebster Kaffee, einfach nur schwarz und frisch gebrüht.