Unser Kaffeestrauch im WÜPAKA Büro trägt jedes Jahr Früchte. Gemeinsam mit den Röstfreunden entschieden wir uns spontan für das spannende Experiment, die geernteten Bohnen zu rösten. Aber schmeckt dieser "deutsche" Kaffee auch?

Kaffeekirschen an unserem Strauch

Kaffeekirschen am Büro-Kaffeestrauch

Vorweg müssen wir darauf hinweisen, dass wir gewöhnlich unseren fair gehandelten Kaffee von den Profis unserer Partnerkooperativen in Tansania importieren. Wir haben den Prozess der "nassen Aufbereitung" von Rohkaffee schon mehrfach vor Ort begleiten dürfen, doch unser Wissen ist auf die Theorie beschränkt. Umso spannender, sich einmal selbst ins ungewohnte Terrain der Praxis zu begeben.

Anfang Juni 2023 ernteten wir also munter unsere Kaffeekirschen. Diese ließen wir zunächst drei Tage antrocknen, denn so lässt sich die Pulpe leichter abschälen.

Unsere Kaffeeernte

Unsere Ernte

Das Aufschneiden der Kirschen und entfernen der Bohnen ist eine recht klebrige Angelegenheit, aber gut mit einem Obstmesser zu bewerkstelligen. Zurück bleibt die Schale mit Pulpe, die wir trockneten, um sie für Cascara zu verwenden (mehr dazu in unserem Blogbeitrag).

Wir legten die Kaffeebohnen in Wasser ein, um eine leichte Fermentierung zu ermöglichen. Das Einweichen hilft auch dabei, schwimmende Kaffeebohnen zu entfernen. Im Wasser steigen Bohnen von geringerer Qualität oft an die Oberfläche. Bei uns waren das durchaus einige.

Kaffeebohnen einweichen

Schlechte Bohnen schwimmen oben

Nach dem Waschen erhielten wir 130 Gramm feuchte Kaffeebohnen, die sich leicht schwammig, etwa wie Dosenerbsen anfühlten. Wir legten sie aus, um sie zu trocknen.

Der intensivste und zeitaufwändigste Arbeitsschritt folgt, wenn die Bohnen trocken sind. Nun muss die steinharte Pergamenthaut entfernt werden, um den grünen Rohkaffee freizulegen. In Tansania wird dies von einer Rüttelmaschine erledigt. Wir mussten es per Hand machen - was buchstäblich an die Fingernägel geht und für die Fingerkuppen schmerzhaft wird, je länger man herumpult.

Rohkaffee

Grüner Kaffee und die abgeschälte Pergamenthaut

Die gesamte Pergamenthaut machte ganze 9 Gramm aus. Wir erhielten Rohkaffee in der mageren Menge von 39 Gramm.

Unsere Ausbeute

Unsere Mini-Ausbeute

Nun ging es an die Röstung, und wer sollte das besser machen als Röstmeister Falco von den Röstfreunden? Mit seinem kleinen Probenröster kam er bei uns im Büro vorbei.

Probenröster

Unser Kaffee vor Röstbeginn

Spannend, denn wir hatten nur einen Versuch! Wie sich zeigte, waren die Bohnen wahrscheinlich noch nicht ganz durchgetrocknet, denn das Silberhäutchen löste sich nur teilweise ab.

Beim Röstvorgang

Die Röstung wird fleißig dokumentiert

Der Kaffee kam etwas dunkler heraus, als wir geplant hatten, roch jedoch vielversprechend. Das Silberhäutchen ließ sich durch leichtes Reiben entfernen. Heraus kamen 33 Gramm Röstkaffee. Ganz klar: unsere Kaffeebohnen waren winzig im Vergleich zu denen unserer Partnerkooperative!

Kaffeevergleich

Professionell angebauter Kaffee hat klar die Nase vorne

Wir ließen den gerösteten Kaffee übers Wochenende in einem Kaffeetütchen ruhen und trafen uns gleich am Montagmorgen erneut mit den Röstfreunden in unserem Büro, alle ganz gespannt, wie der Kaffee schmecken würde.

Aufbrühen

Wir brühten im Handfilter auf und bekamen definitiv genug Kaffee, um alle probieren zu können. Wie aber schmeckte unser Kaffee nun?

Auf alle Fälle interessant, wobei er besser roch als er schmeckte. Leider wussten wir nicht, mit welcher Varietät wir es zu tun hatten. Wir meinten, Noten von Grapefruit zu erschnuppern. In der Tasse war der Kaffee dann eher unauffällig und etwas bitter im Nachgeschmack. Ihm fehlte Körper und man merkte einfach, dass ihm beim Wachsen Sonne, Anbauhöhe (Arabica wächst optimal in Höhen von 600 bis 2.300 Metern) und Nährstoffe gefehlt hatten. Allerdings war unser "deutscher" Kaffee durchaus trinkbar!

Fazit: Das Experiment hat uns allen großen Spaß gemacht! Den Verarbeitungsprozess einmal von vorne bis hinten selbst in der Hand zu haben, war überaus lehrreich. Vielen lieben Dank an die Röstfreunde! Schön, dass ihr dabei wart!

Wir probieren unseren Kaffee

Unser Team und die Röstfreunde (Mitte) beim Probieren

Tipp: Auf unserem Instagram-Kanal könnt ihr euch unser Reel dazu ansehen!

05 Juli 2023
Stichworte: Kaffeewissen