Interview mit Thomas Barcatta
„Ein gutes Gefühl zu wissen, dass der Kaffee, den man trinkt, etwas bewirkt“
Wir freuen uns, euch ein Interview mit Thomas Barcatta vom Verein Mwanza e.V. präsentieren zu können. Thomas berichtet über die Entstehung und Entwicklung des innovativen Robotik-Projekts, das bereits mehrmals mit Mitteln aus den fair gehandelten Kaffeeverkäufen unseres Würzburger Partnerkaffee e.V. unterstützt wurde. Die Robotik beschäftigt sich mit Entwurf, Gestaltung und Steuerung von Robotersystemen. Das Gespräch bietet spannende Einblicke in die Geschichte des Projekts, die Bedeutung von Partnerschaften und die nachhaltigen Chancen, die solche Initiativen für die Kinder und Jugendliche in Mwanza eröffnen.
Wie kam es zur Idee, in Mwanza einen Robotik-Workshop für Kinder ins Leben zu rufen - und was hat dich persönlich daran begeistert?
Meine Grundidee war es, IT-Spezialisten in Mwanza und Würzburg zu vernetzen, um gemeinsam Projekte zu realisieren. Leider stellte sich dies als recht herausfordernd heraus. Es gab zwei Begegnungen, die das Projekt maßgeblich beeinflusst haben. Zum einen ein Treffen mit der Universität in Mwanza, bei dem ich sehr überrascht war, wie wenig Studenten an technischen Studiengängen interessiert sind und wie unpopulär der Beruf des Ingenieurs in Tansania ist. Zum anderen ein Treffen mit MITzKits, einem tansanischen Startup, das Experimentierboxen herstellt. Sie haben Workshops in sehr kleinem Umfang durchgeführt. Daraus ist die Idee entstanden, regelmäßige Workshops mit deutlich mehr Kindern durchzuführen, um zu zeigen, wie kreativ und innovativ technische Berufe sind. Ziel ist es, die Kinder zu inspirieren, sich für eine Karriere in diesem Bereich zu entscheiden, da Tansania dringend Techniker und Ingenieure benötigt.
Am meisten begeistert hat mich, dass das tansanische Startup so tolle Ideen für die Umsetzung solcher Robotik-Workshops hat und dass in diesen Workshops die drei Disziplinen Mechanik, Elektronik und Informatik sich großartig ergänzen.
Was hat sich seit dem ersten Workshop verändert oder weiterentwickelt? Gibt es besondere Highlights oder Aha-Momente, die dir in Erinnerung geblieben sind?
Der erste Robotik-Workshop war schon großartig, und bei jedem weiteren kamen neue Ideen hinzu. Im letzten Workshop, unserem siebten, standen Themen wie Weltraum und erneuerbare Energien im Mittelpunkt. Außerdem haben schon zwei Schulen das Robotik-Programm in ihren Schulbetrieb integriert.
Mein größter Aha-Moment war, als die Kinder ihr erstes Softwareprogramm geschrieben hatten. Eine Gruppe nach der anderen stand euphorisch auf und rief: ‚Ready, ready, ready!‘ Das hat gezeigt, das ist der richtige Weg, die Kinder haben verstanden: Das ist kein langweiliges Fach sondern spannend, kreativ und macht richtig Spaß - und genau das wollen wir erreichen.
Warum sind Projekte wie dieser Robotik-Workshop so wichtig – und welche Chancen eröffnen sie den teilnehmenden Kindern und Jugendlichen?
In einer zunehmend digitalisierten Welt sind technologische Fähigkeiten unerlässlich. Robotik-Kurse vermitteln Kindern Kenntnisse in vielen technischen Bereichen. Wenn Kinder und Jugendliche erleben, wie spannend und abwechslungsreich ein Beruf in diesem Bereich ist, entscheiden sie sich eher für eine Ausbildung in diesen Technologien. Dies führt mittel- und langfristig zu einem Anstieg der Wettbewerbsfähigkeit und des Wirtschaftswachstums, was für Tansania von großer Bedeutung ist.
Mwanza e.V. ist Mitglied im Würzburger Partnerkaffee e.V. und das Robotik-Projekt wurde aus dem Verkauf von fairem Kaffee mitfinanziert – was bedeutet dir diese Partnerschaft?
WÜPAKA hat die ersten beiden Robotik-Workshops sowie einen weiteren Workshop finanziert. Besonders die ersten beiden Wochen waren entscheidend, um das Programm ins Rollen zu bringen. Wenn man einmal zeigen kann, was in einem solchen Workshop passiert und wie großartig das Programm ist, wird es auch einfacher, weitere Unterstützer zu gewinnen. Und das ist der Verdienst von WÜPAKA.
Die Partnerschaft mit WÜPAKA ist uns sehr wichtig. Es ist immer wieder schön zu sehen, wie viele großartige Projekte in Tansania durch WÜPAKA unterstützt werden. Außerdem ist es ein sehr gutes Gefühl zu wissen, dass der Kaffee, den man trinkt, auch etwas bewirkt.
Du warst schon mehrmals in Mwanza, das im Norden Tansanias am Ufer des Victoriasees liegt. Wie erlebst du Würzburgs Partnerstadt? Was sind deine Eindrücke?
Zunächst möchte ich sagen, dass im Grunde genommen kaum jemand von der Städtepartnerschaft zwischen Mwanza und Würzburg weiß. Die Stadt hat mittlerweile etwa 700.000 Einwohner oder mehr, doch trotz ihrer Größe fühlt sich Mwanza nicht wie eine Großstadt an. Sehr angenehm sind das Klima und die unglaublich freundlichen Menschen.
Besonders hervorheben möchte ich das vorbildliche und freundliche Zusammenleben von Christen und Muslimen. Viele andere Länder könnten sich ein Beispiel daran nehmen, wie ein harmonisches Zusammenleben verschiedener Religionen funktionieren kann.
Was wünschst du dir für die Zukunft für das Robotik-Projekt oder mögliche weitere Sozialprojekte in Tansania?
Für die Robotik-Projekte wünsche ich mir, dass wir diese weiterführen können. Die nächsten Workshops sind für Lehrer geplant, das ist sehr wichtig, denn wenn Schulen Robotik in ihren Lehrplan aufnehmen, haben wir eine viel größere Reichweite. Zudem könnten viele Schulen Räume schaffen, in denen Kinder ihre Ideen für Robotik-Projekte verwirklichen können.
Was mir in Mwanza jedes Mal auffällt, ist die große Anzahl an Straßenkindern, um die sich im Grunde kaum jemand kümmert. Zudem gibt es derzeit erhebliche Unsicherheiten bezüglich USAID, da vielen AIDS-Projekten die finanziellen Mittel fehlen, um die Betreuung von AIDS-kranken Menschen und deren Familien sicherzustellen. An unterstützungsbedürftigen Projekten fehlt es leider nicht.
Vielen Dank für die spannenden Einblicke, lieber Thomas!
Gerne. Trinkt alle WÜPAKA-Kaffee, schmeck gut, tut gut(es) 😉
Webseite des Mwanza e.V.: mwanza.de