Wer nicht im Kaffeehandel arbeitet, hat vielleicht noch nie von der Kaffeesteuer gehört. Dabei betrifft sie alle Verbraucher:innen in Deutschland, denn sie wird zusätzlich zur Mehrwertsteuer auf Röstkaffee und kaffeehaltige Waren erhoben. Wir haben es also mit einer doppelten Besteuerung zu tun. Und dies nicht zu knapp: Der Steuersatz für ein Kilo Röstkaffee beträgt 2,19 Euro, für Instantkaffee sogar 4,78 Euro je Kilo.

Hintergründe und Geschichte

Die Kaffeesteuer hat ihren Ursprung in Preußen zur Zeit des Alten Fritz. Friedrich der Große führte 1781 das staatliche Kaffeemonopol ein. Fast hundert Jahre lang erhoben die deutschen Einzelstaaten daraufhin einen Kaffee-Einfuhrzoll. Dieser wurde eine ihrer wichtigsten Einnahmequellen.

Im nach dem Zweiten Weltkrieg von den Alliierten besetzen Deutschland wurde der Einfuhrzoll schließlich in eine Verbrauchssteuer umgewandelt. Bis 1953 war die Kaffeesteuer so hoch (zuletzt 10 DM pro Kilo), dass ein lukrativer Kaffeeschmuggel vor allem an der deutschen Westgrenze entstand. Nach der Senkung der Kaffeesteuer auf 3 DM pro Kilo stieg der Verbrauch stark.

Aufgrund der Umwandlung des ursprünglichen Zolls in eine Verbrauchssteuer ist heute die Einfuhr von Rohkaffeebohnen zoll- und steuerfrei. Erst durch das Rösten in Deutschland wird Kaffee zu einer steuerpflichtigen Ware. Die Kaffeesteuer wird zwar direkt beim Röster erhoben, aber komplett an die Endverbraucher weitergegeben.

Warum der Fiskus an dieser Einnahmequelle festhält, wird klar, wenn man sich die Größenordnung ansieht. Die Kaffeesteuer bringt dem deutschen Staat jährlich rund eine Milliarde Euro. Das liegt nicht zuletzt am hohen Kaffeekonsum hierzulande: Deutschland ist nach den USA der zweitgrößte Kaffeemarkt der Welt. Mehr als eine halbe Million Tonnen Rohkaffee werden hier jährlich verarbeitet. Jeder Deutsche konsumiert im Schnitt 6 Kilo Röstkaffee im Jahr. Spitzenreiter im Kaffeetrinken sind allerdings die Skandinavier.

Eine Kaffeesteuer wird in Europa außer in Deutschland nur in Belgien, Dänemark, Litauen, Norwegen, Griechenland und der Schweiz erhoben.

Fairness darf kein Luxus sein

Auch wir zahlen wie alle Hersteller die Kaffeesteuer an unsere Rösterei. Gäbe es diese Steuer nicht, wäre unser Röstkaffee also 2,19 Euro pro Kilo günstiger. Oder anders gedacht – würden zum Beispiel Hersteller fair gehandelten Kaffees von der Kaffeesteuer befreit, würde das unseren Kaffee konkurrenzfähiger machen. Denn im Vergleich zu konventionellem Kaffee zahlen wir deutlich mehr an die Produzent:innen unserer Partnerkooperative, um Ausbeutung zu verhindern. Dies macht unseren Kaffee entsprechend teurer und benachteiligt uns gegenüber Herstellern, die durch Ausbeutung große Gewinne einfahren.

Aus diesem Grund starteten ONE und nurukaffee eine Petition, die sich beim Finanzminister für eine Abschaffung der Kaffeesteuer für Fair Trade Kaffee in Deutschland einsetzte - bislang leider erfolglos.

06 September 2021
Stichworte: Kaffeewissen