Unsere Mitarbeiterin Susann Scharrer besuchte 2018 gemeinsam mit Vereinsmitgliedern unsere Partnerkooperative in Südwest-Tansania. Von den nachhaltigen Eindrücken berichtet sie uns heute in ihrem Blogbeitrag.

Tiefrote Erde und ein weites grünes Tal, vor mir liegen Reihen von Trockennetzen. Erstmals bin ich zu Besuch bei unserer Partnerkooperative in Tansania. Hier wird nach der Ernte der Rohkaffee verarbeitet, bevor er nach Deutschland verschifft wird. Seit 2012 kaufen wir vom Würzburger Partnerkaffee e.V. unseren fair gehandelten Kaffee bei Mahenge Amcos Limited.

Luftansicht der Kaffeeverarbeitungsanlage

Stolz zeigen die Kooperativenmitglieder unserer Gruppe, wie gut ihre Kaffeeverarbeitungsanlage (CPU) in Schuss ist. Verbesserungen daran finanziert die Kooperative durch die Fairtrade-Prämie, die wir für ihren Rohkaffee zahlen. Es gibt eine imposante Kaffeequetschmaschine, die die Kaffeebohnen vom Fruchtfleisch trennt, etliche Schwemmbecken und sogar eine Wasseraufbereitungsanlage, damit bei der ressourcenintensiven Waschung des Kaffees nichts verschwendet wird.

Die CPU liegt fußläufig zum kleinen Dorf Mahenge, wohin wir im Anschluss geführt werden. Auch hier wird uns präsentiert, was der Faire Handel bewirkt hat. Eine eigene kleine Apotheke baut die Kooperative gerade. Es fehlen nur noch Dach und Putz. Für alles, was man dort nicht behandeln kann, gibt es den Krankenversicherungsfonds, den wir für Mahenge Amcos ins Leben gerufen haben. Damit können sich die Produzent:innen und ihre Familien im nahe gelegenen Krankenhaus Litembo behandeln lassen. Die günstigen Versicherungsbeiträge zahlen sie selbst. Das können sie sich leisten.


Kooperativenmitglieder zeigen ihre Krankenversicherungskarte. Im Hintergrund der Tank der Wasseraufbereitungsanlage.

 

Die Begegnung ist eine auf Augenhöhe, und das beeindruckt mich nachhaltig. Die Produzent:innen sind keine Bittsteller, die auf milde Gaben aus Deutschland hoffen. Sie sind selbstbewusst und kennen den Wert ihrer Arbeit. Zu recht, denn sie produzieren ausgezeichneten Kaffee.

Im Bezirk Mbinga, der im Südwesten Tansanias liegt, war Mahenge Amcos die erste Kooperative, die eine Fairtrade-Zertifizierung erhielt. Dies klappte allerdings nicht ohne unsere Hilfe. Vorgaben und Auflagen sind nicht zu unterschätzen und es gilt, Formulare auszufüllen und Kontrollen zu bestehen. Es braucht eine Person vor Ort, die sich auskennt, kümmert und die Einhaltung der Fairhandels-Standards überwacht.

Doch viele Produzent:innen dieser Generation von Mahenge Amcos haben keine Schulbildung. Auch dies wird der Faire Handel grundlegend verändern. Ihren Kindern können sie nämlich durch den Mehrverdienst höhere Bildung ermöglichen. 2019 besuchte uns in Würzburg Father Beda, der Sohn eines Kaffeebauern der Kooperative, der im Dorf Mahenge zur Schule ging. Gerade hatte er ein Management-Studium in Rom abgeschlossen.

Die Kooperative selbst baut aktuell eine eigene weiterführende Schule für ihre Kinder. Auch dies finanziert unsere Fairtrade-Prämie, die immer der gesamten Gemeinschaft zugute kommt.

Rohbau der Mahenge Sekundarschule
Rohbau der Mahenge Secondary School

 

Auf der Rückfahrt von unserem Besuch bei Mahenge Amcos bin ich beeindruckt davon, wie viel unsere Partner:innen bereits geschafft haben. Und ich habe nun selbst gesehen und erlebt, was fairer Handel bewirkt und wie er die Lebensbedingungen in Tansania verbessert. Er ist keine weltfremde Idee, sondern ein tatkräftiges Instrument für mehr globale Gerechtigkeit.

07 September 2021