Ein Beitrag von Katharina LangWürzburger Partnerkaffee e.V.

Angelika Ndunguru möchte sich und ihre Mutter selbst versorgen können. Auf dem Hochland in dem Dorf Mahenge, welches nahe der Stadt Mbinga im Südwesten Tansanias liegt, baut sie Mais, Weizen, Bohnen und verschiedene Früchte für den Eigenverbrauch an. Außerdem bewirtschaftet sie rund 0,75 Hektar Land, auf dem circa 800 Kaffeebäumen stehen. Um ihre Kaffeebohnen zu vermarkten, ist sie Mitglied in der Genossenschaft Mahenge Amcos – genau wie 70 andere Frauen aus dem Dorf.

Die 1963 gegründete Genossenschaft unterstützt ihre Mitglieder im Anbau von Kaffeebohnen, berät und schult die Bäuerinnen und Bauern zu unterschiedlichen Themen und vermarktet die Kaffeebohnen der Mitglieder. Seit 2012 kommen rund 100 Tonnen der fair gehandelten Kaffeebohnen aus Mahenge jedes Jahr als Würzburger Partnerkaffee nach Deutschland. Für Produzent:innen aus Mahenge ist der Kaffeeanbau eine Möglichkeit Einkommen zu erhalten.

Aber wie steht es um die Gleichberechtigung von Mann und Frau im Kaffeeanbau?

Während Frauen rund 50 Prozent der landwirtschaftlichen Arbeit in Ländern Sub-Sahara-Afrikas übernehmen, sind nur 15 Prozent der Landeigentümer in diesen Ländern Frauen. Dieses Verhältnis spiegelt sich auch in der Arbeits- und Landverteilung im Kaffeeanbau wider. Hier werden weltweit rund 70 Prozent der Arbeiten von Frauen übernommen, wohingegen nur an 20 Prozent (in Tansania: 26 Prozent) der bäuerlichen Betriebe eine Frau an der Führungsposition steht. Diese Zahlen zeichnen die Rolle der Frau im Kaffeeanbau vor allem als Arbeiterin auf den Feldern eines Mannes. Eine genderspezifische Aufteilung der Arbeiten ist allerdings nicht zu beobachten. Verschiedene Studien haben außerdem gezeigt, dass es geschlechterspezifische Produktionsunterschiede in der Landwirtschaft gibt: Nach den Ergebnissen erwirtschaften Frauen einen geringeren Ernteertrag und verkaufen weniger Produkte am Markt.

Was sind die Gründe für diese genderspezifischen Unterschiede in der Rollen- und Produktivitätsverteilung?

Zahlreiche Faktoren, die meist durch historische Entwicklung, soziale Normen und kulturelle Werte beeinflusst sind, bedingen die Rolle der Frau im Kaffeeanbau in Tansania. Vor allem der Zugang zu Ressourcen ist für Frauen oft mit mehr Schwierigkeiten verbunden. Eigentümer der Felder und Ländereien sind meist Männer. Auch wenn die Ehepartner:innen gemeinsam über die Nutzung des Landes entscheiden, ist die Stellung der Frau dadurch doch eine Schwächere. Besonders deutlich wird dies bei dem Zugang zu Finanzdienstleistungen. Landtitel dienen häufig als Sicherheit für Kredite. Können Frauen keine Landtitel oder eine andere Sicherheit vorweisen, bleibt ihnen somit auch der Weg zu Investitionen in ihren landwirtschaftlichen Betrieb versperrt. Verschiedene Studien zeigten außerdem, dass Frauen weniger Zugang zu landwirtschaftlichen Produktionsfaktoren haben. Vor allem der Produktionsfaktor Arbeit ist für Frauen kritisch. Zum einen sollen Frauen neben der landwirtschaftlichen Arbeit auch die Arbeit im Haushalt erledigen und haben somit weniger Zeit zur Verfügung. Zum anderen ist es für eine Frau durch soziale Normen mit mehr Herausforderungen verbunden, Arbeiter:innen anzuheuern. Durch die Doppelbelastung von Haushalt und landwirtschaftlicher Arbeit haben Frauen außerdem weniger Zeit an Fortbildungen teilzunehmen. Dies verstärkt etwaige vorhandene Bildungsunterschiede zwischen Mann und Frau und macht es Frauen nicht leichter, ihre Position im Kaffeeanbau zu verbessern.

All diese Faktoren können den Rollen- und Produktionsunterschied zwischen Mann und Frau im Kaffeesektor erklären. Gleichzeitig muss festgehalten werden, dass eine Generalisierung kritisch zu sehen ist. Je nach der individuellen und familiären Situation können genderspezifische Unterschiede in der Arbeits-, Rollen- und Einkommensverteilung stark differieren.

Neue Standards für mehr Geschlechtergerechtigkeit

Seit 2019 hat Fairtrade International die fairtrade-Standards für Kleinbauernorganisationen um die Vorlage einer Gender-Strategie für eine stärkere Frauenförderung und mehr Geschlechtergerechtkeit erweitert. Diese Strategie wird nun auch in Mahenge erarbeitet: Bei den nächsten Vorstandswahlen der Genossenschaften Mahenge Amcos soll beispielsweise darauf geachtet werden, dass auch Frauen vertreten sind. Bisher sind Frauen noch nicht Teil des Vorstands, aber haben Sitze in Komitees wie dem Umwelt und Fairtrade-Premium Komitee. Die zunehmende Repräsentation der Frau in Ausschüssen und in Entscheidungspositionen soll ein erster Schritt sein, die Rolle der Frau im Kaffeeanbau zu stärken und so langfristig auf mehr Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau hinzuarbeiten.

Als selbstständige Kaffee-Bäuerin bleibt Angelika aber mit vielen Herausforderungen konfrontiert und ist auch in Mahenge eher in der Minderheit. Dennoch ist der Kaffeeanbau eine willkommene Einkommensquelle für sie. Besonders durch die Zahlung eines fairen Preises pro Pfund Kaffeebohne erhält sie dadurch Einkommen, mit dem sie selbstbestimmt leben kann.