Bye bye, Arabica?
Klimawandel – Ein ernstes Problem für den Kaffeeanbau
Es sind schlechte Neuigkeiten für Kaffeefans: Die Zukunft des beliebten Arabica-Kaffees ist ungewiss. Schuld daran sind die in den Anbauländern steigenden Temperaturen und sich verschiebende Regenzeiten. Zwar mag die Arabicapflanze es subtropisch, doch sie ist sehr hitzeempfindlich, weshalb sie in höheren, kühleren Lagen wächst – sie ist eben „Hochlandkaffee“.
In manchen Anbaugebieten „verbrennt“ die Sonne in zunehmender Hitze förmlich die Kaffeekirschen und lässt sie platzen, der Regen bleibt aus und die jährliche Durchschnittstemperatur steigt. Ganze sechzig Prozent aller derzeit angebauten Kaffeearten sind vom Klimawandel bedroht. Doch nicht überall liegt es an steigenden Temperaturen.
Unsere Partner:innen in Tansania leiden ebenfalls unter klimabedingten Ernte-Einbußen. Der Trend der vergangenen Jahre zeigt, in ihrer Region dauert die Regenzeit immer länger, nachts wird es kälter und die Arabica-Kaffeekirsche, die eine sehr lange Reifezeit hat, wird so zum Teil nicht mehr reif bevor schon die nächste Regenperiode losgeht. So verfaulen die Früchte am Strauch.
Die Wiederentdeckung unbekannter Kaffeearten
Was also tun? Die Lösung liegt in widerstandsfähigeren Kaffeearten. Sicherlich wird Robusta in Zukunft in höhere Lagen vordringen, in denen sich bisher nur Arabica wohlfühlte. Doch Robusta-Kaffee kann geschmacklich Arabica nicht ersetzen – er ist dafür zu „erdig“, zu wenig fruchtig.
So bekommen plötzlich auch unbekanntere Arten einen neue Chance. Derzeit ist Liberica-Kaffee in aller Munde. Diese Kaffeepflanze stammt aus Westafrika und hatte lange den Ruf, schrecklich zu schmecken. Inzwischen weiß man, dass Liberica-Kaffee überaus lecker ist, wenn man ihn nur richtig verarbeitet. Fachleute schwärmen von tropischen Noten aus Mango, Papaya und Jackfruit. Doch damit dieser Geschmack herausgearbeitet werden kann, ist die dazu nötige Verarbeitung aufwendig und teuer, die resultierende Ausbeute gering.
Dafür wurzelt die robuste Liberica-Pflanze tief, wächst auch in niedrigen Höhenlagen und gedeiht sogar auf Lehmböden. Aktuell wird diese Art vor allem in Malaysia angebaut.
Hybride Kaffeearten könnten helfen
Vielleicht liegt die Zukunft auch in Hybriden. Hybride Pflanzen entstehen durch eine besondere Form der Züchtung, in der verschiedene Arten miteinander gekreuzt werden. Doch nicht immer steckt menschliches Eingreifen dahinter – in der Natur kommen ebenfalls hybride Kaffeearten zustande, wenn sich die Pflanzen gegenseitig befruchten.
Vorteil der Hybriden ist ein breites Repertoire an genetischen Informationen, was sie anpassungsfähiger macht.
Das Ende von Arabica-Kaffee?
Laut einer Studie der Universität Zürich wird in traditionellen Arabica-Anbaugebieten wie in Brasilien oder auch bei unserer Partnerkooperative in Südwest-Tansania spätestens im Jahr 2050 kein Arabica mehr gedeihen. Eine Katastrophe für die Farmerinnen und Farmer.
Für die Kaffeeproduzent:innen, die weiterhin Arabica anbauen wollen, gibt es nicht viele Möglichkeiten. Im Prinzip müssten sie ihre Felder in noch höhere Lagen verlegen. Zudem müssen sie mulchen und mehr Schatten schaffen durch Bäume im Kaffeefeld. Beides ist bei unseren Partner:innen ohnehin schon der Fall. Sollte es aber trockener werden, hätten sie ein großes Problem, denn eine künstliche Bewässerung ist auf den entlegenen Feldern am Berghang nicht praktikabel.
Wohin die Reise gehen wird, ist derzeit noch nicht abzusehen. Nur eins wissen wir mit Sicherheit: So, wie es ist, wird es nicht mehr lange bleiben. Was für Kaffeekonsument:innen allenfalls eine Umstellung auf andere Geschmacksrichtungen in ferner Zukunft bedeutet, bedroht in den Anbauländern jetzt schon Existenzen. Der Klimawandel liegt nicht in weiter Ferne, er hat längst begonnen.