Wer noch mehr zum Thema Albinismus in Tansania erfahren will: Im Film „White and Black: Crimes of Color“ dokumentiert die Journalistin Vicky Ntetema sehr eindrücklich das Leid von Betroffenen und Angehörigen.
Hintergründe Projektkaffee Kinder mit Albinismus

Albinismus in Tansania
Aberglaube ist hartnäckig, und er kann schreckliche Folgen haben. Dies erfahren auf drastische Weise Menschen mit Albinismus in Ostafrika, ganz besonders in Tansania. Laut eines UN-Menschenrechts-Berichts von 2017 sollen nach Schätzungen etwa 18.000 Menschen mit Albinismus im Land leben und machen damit 0,03 % der Bevölkerung aus.
Albinismus ist eine seltene genetisch vererbte Erkrankung, die durch helle Haut-, Augen- und Haarfarbe, eingeschränkte Sehschärfe, hohe Sonnenempfindlichkeit und extrem hohe Anfälligkeit für Hautkrebs gekennzeichnet ist.

Tödlicher Zauberglaube
In Tansania sind Erkrankte starker Diskriminierung und sozialer Ausgrenzung ausgesetzt. In den Augen der Dorfgemeinschaft bringt die Geburt eines Kindes mit Albinismus Schande über die Familie. Weil sie oft an Hautproblemen leiden, werden Menschen mit Albinismus wie Aussätzige behandelt, als „Geister“ gesehen. Besonders in abgelegenen Dörfern ist dieser Glaube verbreitet.
Diese Entmenschlichung trägt dazu bei, dass Menschen mit Albinismus in Tansania von klein auf um ihr Leben fürchten müssen. Skrupellose Hexendoktoren behaupten, dass es Glück und Reichtum bringt, ihre Körperteile zu besitzen. Auf dem Schwarzmarkt wird ein Vermögen dafür bezahlt.
Die Opfer sind besonders häufig Kinder. Ihre Körper werden mit Macheten zerstückelt, Arme, Beine oder Geschlechtsteile abgehakt. Laut der kanadischen Wohltätigkeitsorganisation Under the Same Sun wurden in den letzten zwanzig Jahren mindestens 78 Menschen mit Albinismus in Tansania ermordet, 98 weitere überlebten Attacken, oft mit schweren Verstümmelungen. (Stand Januar 2023)

Maßnahmen zum Schutz
Die tansanische Regierung hat eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um Menschen mit Albinismus zu schützen und hartes Vorgehen gegen Hexendoktoren angeordnet. Nationale Kampagnen zur Beendigung der Gewalt tragen Früchte. Mit Al-Shaymaa Kwegyir kam 2008 sogar eine Frau mit Albinismus ins Parlament. In Großstädten ist es bereits sicherer. Doch bis die Aufklärungsarbeit überall Wirkung entfaltet, ist der Weg noch weit.
Bis dahin benötigen vor allem Kinder mit Albinismus besonderen Schutz. Fernab ihrer Dörfer können Heime und Schulen eine sichere Umgebung bieten. Viele Kinder haben Angst, jemals zu ihren Familien zurückzukehren. Wem sie vertrauen können, wissen sie nicht. Manchmal sind es die eigenen Verwandten, die zu Tätern werden.

Ein Zufluchtsort, der Leben rettet
Eine solche Schule mit Wohnheim speziell für Kinder mit Albinismus gibt es in der Stadt Mbinga in der Region Ruvuma. Von dort stammt auch der Großteil unseres fair gehandelten Arabica-Kaffees, insbesondere unser Projektkaffee.
In der St. Wilhelm Pre and Primary School lernen und leben aktuell 27 Kinder.

Annas Geschichte
Eins der Mädchen dort ist Anna Bemeald Haule. Sie wurde 2006 als siebtes und letztes Kind der Familie geboren. Außer Zweien leiden alle Kinder an Albinismus. Die Familie lebt im Dorf Liuli bei Mbinga und ist eine der ärmsten dort - eine schwerwiegende Folge von sozialer Ausgrenzung.
Als Dreijährige kam Anna ins St. Wilhelm Kinderheim, denn damals erschütterte eine Welle von brutalen Morden an Menschen mit Albinismus das Land.
Für Anna bedeutete die St. Wilhelm Pre and Primary School weitaus mehr nur Schutz und Zuflucht. Als sie ankam, war sie sehr schwach und extrem unterernährt. Annas Eltern waren dankbar, dass sich hier gut um ihre Tochter gekümmert wurde. Besonders schön war für das Mädchen, dass eine ihrer älteren Schwestern bereits dort lebte. So konnte Anna mit gesunder Ernährung aufgepäppelt werden und das Lachen wieder lernen.
Heute ist Anna siebzehn Jahre alt und lebt noch immer im Heim, da sie sich in der Schule schwertut. Kürzlich kam ein Kind einer ihrer älteren Schwestern ins St. Wilhelm-Heim, das wie viele Menschen mit Albinismus unter Hautkrebs leidet. Die Schulleitung hofft, das durch gute ärztliche Behandlung eine Heilung möglich sein wird.

Projektkaffee "Kinder mit Albinismus"
Um diese wichtige Einrichtung zu fördern, bringen wir eigens einen brandneuen Projektkaffee an den Start. Von jedem verkauften Kilo dieses Kaffees gehen 76 Cent direkt ans St. Wilhelm-Heim in Mbinga. Das Geld wird für folgende Bereiche verwendet:
- Deckung der Kosten von medizinischen Behandlungen für Augen und Haut
- Spezielle Hautcreme gegen die UV-Strahlen zum Schutz vor Krebs
- Deckung der Schulgebühren
- Anschaffung von Schuluniformen