
Arabica vs. Robusta – die Sensible und die Robuste
Die eine gilt als edel, die andere ist als billige Kaffeebohne verschrien. Aber stimmen diese Vorurteile? Und was sind eigentlich die Unterschiede zwischen den beiden derzeit beliebtesten Kaffeesorten Arabica und Robusta? Wir erklären’s euch!
Arabica gilt als Gourmetkaffee und Goldstandard. Robusta (eine Varietät der Canephora) ist tatsächlich im Einkauf deutlich günstiger. Warum ist das so? Robustakaffee ist in der Regel viel einfacher anzubauen und deutlich ertragreicher. Zudem sagt man ihm ein weniger exquisites Geschmacksprofil nach. Dennoch gibt es auch Premium Robustakaffees und minderwertige Arabicakaffees. Man muss also etwas genauer hinschauen.
Gemeinsamkeiten
Zunächst einmal haben beide Kaffeearten einiges gemeinsam. Kaffeepflanzen sind generell anspruchsvoll und frostempfindlich. Sie gedeihen nur unter ganz bestimmten klimatischen Bedingungen und brauchen ein ausgeglichenes Klima. Deshalb wachsen sie weltweit rund um den sogenannten „Kaffeegürtel“ um den Äquator innerhalb des 23. und des 25. Breitengrades. Dieses Gebiet umfasst große Regionen in Afrika, Mittelamerika und Südamerika, aber auch Teile von Asien. Der mit Abstand größte Kaffeeproduzent weltweit ist Brasilien.
Im Kaffeegürtel herrscht ein feucht-trockenes Wechselklima mit genügend Niederschlag und ohne extreme Temperaturen. Auch die Bodenbeschaffenheit ist häufig sehr gut für die Kaffeepflanzen und deren Wachstum geeignet. Im Idealfall ist der Boden nährstoffreich und leicht sauer. Diese Voraussetzungen erfüllen insbesondere vulkanische Böden, zum Beispiel in Äthiopien und in Tansania. Dass jeder Kaffee seinen eigenen Charakter entwickelt, hat seine Gründe: Ganz wie bei einem guten Wein wirken sich die Zusammensetzung des Bodens, Anbauhöhe, Klima und Regenhäufigkeit auf den Kaffeegeschmack aus. Kaffeepflanzen, die in Höhen von ungefähr 1000 bis 2000 Metern wachsen, nennt man „Hochlandkaffee“. Da sie so weit oben langsamer reifen, können die Bohnen eine höhere Dichte und nuanciertere Aromen ausbilden.
Obwohl es über 100 Kaffeesorten gibt, machen Arabica und Robusta 98 % des weltweit erzeugten Rohkaffees aus. (Arabica davon ca. 60 – 70 %, Robusta 30 – 40 %.) Robusta ist eine Unterart von Coffea Canephora und wird vor allem in Ländern wie Vietnam, Indien und Indonesien produziert.
Reife Kaffeekirschen am Strauch
Die Kaffeefrucht
Kaffeepflanzen blühen weiß, die Blüten duften leicht nach Jasmin. Je nach Art befruchten sich die Pflanzen selbst oder sie werden von Insekten bestäubt. Die Frucht der Kaffeepflanze nennt man Kirsche. Bis zur Reife brauchen Kaffeekirschen bis zu zehn Monate. Umgeben von Fruchtfleisch (Pulpe) und mehreren Häutchen findet sich die Bohne. Die äußere Haut der Kaffeekirsche ist sehr bitter und daher nicht genießbar. Die Pulpe kann man jedoch essen. Sie schmeckt bei den meisten Sorten leicht süß, ein wenig nach Honig. Sie kann als Dünger wiederverwendet werden. In manchen Gebieten Südamerikas ist auch der sogenannte Cáscara (Kaffeekirschen-Tee) beliebt.
Die Unterschiede
Arabica hat mit 44 Chromosomen doppelt so viele wie Robusta mit 22. Daraus resultiert vermutlich die größere Geschmacksvielfalt. Zudem hat Arabica einen höheren Zucker- und Ölgehalt als Robusta. Das sorgt für den weichen und harmonischen Geschmack. Der Koffeingehalt ist dagegen bei Robusta deutlich höher.
Arabica reift in höheren Anbaulagen und bei niedrigeren Temperaturen im Vergleich zu Robusta. Dadurch wachsen Arabica-Kirschen langsamer und dies wirkt sich positiv auf die Komplexität der Bohnen aus. Es werden mehr Inhaltsstoffe und somit auch Aromen entwickelt.
Coffea arabica
Arabica, die „Sensible“
empfindlich gegenüber Schädlingen, Pilzen und hohen Temperaturen, hohe Verträglichkeit im Genuss, Hochlandkaffee
Anbauhöhe: ca. 800 – 2000 m
Temperatur: 15 – 25 °C
Form: schlank und länglich, geschwungene Kerbe
Aroma: nuanciert, komplex mit feiner, fruchtiger, blumiger und eher säuerlicher Note
Koffeingehalt: 0,9 – 1,5 %
Coffea canephora
Unterart Robusta, die „Robuste“
weniger krankheitsanfällig, hitzebeständiger, mehr Koffein, mehr Crema, weniger magenfreundlich, Tieflandkaffee
Anbauhöhe: ca. 200 – 800 m
Temperatur: 20 – 30 °C
Form: eher rundlich, gerade Kerbe
Aroma: erdig, holzig, nussig, kräftiges, raues Aroma mit eher bitterer Note
Koffeingehalt: 2,0 – 3,5%
Welchen Unterschied macht die Anbauhöhe?
Einen ziemlich großen! Extreme Wetterbedingungen sind in höheren Lagen häufiger. Diese verlangsamen die Reifung der Bohnen und machen sie härter. Dabei entstehen komplexere Zucker und damit eine süßere Kaffeebohne. Die in niedrigeren Lagen angebaute Robustabohne enthält weniger Zucker und schmeckt dadurch im Vergleich bitterer.
Warum enthält Robusta mehr Koffein?
Ganz einfach – Koffein setzt die Kaffeepflanze eigentlich ein, um Schädlinge abzuwehren. In niedrigeren Anbaulagen gibt es davon weitaus mehr. Deshalb muss die Robustapfanze weitaus wehrhafter sein und produziert deutlich mehr Koffein als die Arabicapflanze. Das Ergebnis sind Bohnen mit fast doppelt so hohem Koffeingehalt.
Robusta ist auch aufgrund des Klimawandels im Kommen
Ist Robusta so schlecht wie sein Ruf?
Nicht generell! Es gibt sowohl qualitativ hochwertige wie minderwertige Robustas, genau wie bei Arabica auch. Erst vor wenigen Jahren wurde das Robusta-Pendant zu Spezialitäten Arabicakaffee eingeführt, der sogenannte “Fine Robusta”. Der Markt für Fine Robusta ist noch recht jung, wird aber in Zeiten des Klimawandels eine immer wichtigere Rolle einnehmen. Der schlechte Ruf des Robusta basiert meist auf korrigierbaren Mängeln bei Anbau und Verarbeitung.
Wer auf seinem Kaffee eine schöne Crema liebt, der kommt ohnehin nicht ohne Robusta aus. Dafür sorgt der niedrigere Ölgehalt in der Bohne, was die Crema stabiler macht. Ein guter Caffè Crema hat deshalb immer einen Robusta-Anteil. Doch auch geschmacklich muss sich Robusta nicht unbedingt verstecken. Gerade in südlichen Ländern wie Italien ist ein hoher Robusta-Gehalt in Kaffee Blends besonders beliebt, da seine kräftige Geschmacksnote mit Zucker zu einem leckeren Karamellton verschmilzt.
Auch hierzulande geht der Trend wieder etwas weg von 100% Arabica. Die durch das Rösten besonders bei Arabica geschmacklich dominanter hervortretende Fruchtsäure macht ihn zum Beispiel weniger geeignet für Siebträgermaschinen. Unter hohem Druck tritt die Säure zu stark in den Vordergrund und lässt den Espresso sauer schmecken. Hier hat Robusta die Nase klar vorne.
Arabica oder Robusta oder doch eine Mischung aus beiden – das ist letztlich Geschmackssache. Je nach Anbaugebiet und Mischverhältnis lassen sich aus beiden Sorten fantastische Kaffees kreieren.
Unser Sortiment
In unserem Sortiment findet ihr mit unserem Tansania Classic einen wunderbar harmonischen 100% Arabica aus Tansania. Unser Litembo Espresso ist ein leckerer Blend aus beiden Kaffeesorten. Neu im Sortiment haben wir einen Crema als auch einen reinen Robusta aus Tansania, der uns geschmacklich absolut überzeugt hat. Am besten alle mal probieren und selbst entscheiden!