Gesellschaftliche Veränderungen brauchen Zeit und manchmal ist es frustrierend, wie langsam die Mühlen mahlen, gerade was die Gleichstellung von Frau und Mann betrifft. Umso schöner, wenn wir einem Positivbeispiel begegnen, das Mut macht.

Bei unserem Besuch in Tansania im Oktober 2021 trafen wir eine außergewöhnliche Frau. Elizabeth Kinunda ist das erste weibliche Vorstandsmitglied bei unserer Partnerkooperative Mahenge Amcos. Es ist ein Erfolg für den Fairen Handel, der Frauenförderung als wichtige Forderung an zertifizierte Kooperativen heranträgt. Doch damit Elizabeth dies schaffen konnte, musste sie viele Hindernisse überwinden.

Selbständiges Mitglied mit Stimmrecht in der Kooperative kann sie nur sein, wenn sie als Kaffeefarmerin eigenes Land besitzt. In Tansania ist das Thema Frauen und Grundbesitz noch immer heikel. Etwa 80% der Tansanierinnen sind Bäuerinnen, doch nur zwischen 5% und 10% von ihnen (je nach Quelle) besitzen Land.

Die tansanische Verfassung garantiert Frauen und Männern gleiche Rechte auf Grundbesitz, definiert aber nicht, was gelten soll, wenn dieses Recht auf die Traditionen ethnischer Bevölkerungsgruppen trifft. Diesen zufolge gehört Land immer der Großfamilie, nicht Individuen. Traditionell heiratet die Frau in die Familie des Mannes ein. Stirbt der Mann, fällt das Land an die Familie und oft steht die Witwe ohne alles da. Zwar gibt es staatliche und zivilrechtliche Initiativen, die über Rechte aufklären und Veränderungen bewirken wollen, doch es geht langsam voran.

Wir besuchten Elizabeth Kinunda auf ihrem Bauernhof und lernten ihre Kinder und ihren Mann kennen. Neben der Hausarbeit und der Versorgung der Tiere gehört die tägliche Arbeit auf dem Feld zu ihrem Alltag. Doch Elizabeth hat etwas erreicht, das für sie vieles verändert. Ihr Mann trat ihr 200 Bäume des Kaffeefeldes ab. Das gab ihr die Möglichkeit, in den Kooperativenvorstand zu gelangen und so aktiv an Beschlüssen mitzuwirken. Mehr noch, sie hat durch den Kaffeeverkauf jetzt ein unabhängiges Einkommen. Elizabeth setzt es hauptsächlich für das Schulgeld ihrer Kinder, Kleidung und den Haushalt ein.

Ihre Stimme ist leise, aber voller Enthusiasmus. Ich wünsche mir, dass meine Kinder gut ausgebildet sind. Eins meiner Kinder wird nächstes Jahr mit der Grundschule fertig. Ich bin stolz und hoffe, dass es die neue Sekundarschule besuchen kann, um sich fortzubilden.Diese weiterführende Schule hat die Kooperative eigens mit Geldern aus der Fairtrade Prämie finanziert.

Wir sind sehr dankbar für diese Geschäftspartnerschaft“, sagt sie über unseren Verein und unsere Projektförderung. „Dadurch habe ich eine Krankenversicherung mit der ich im Krankenhaus behandelt werden kann, wenn ich krank bin.“

Wir wünschen Elizabeth viele weitere positive Veränderungen in ihrem Leben und freuen uns schon auf ein Wiedersehen bei unserem nächsten Besuch in Tansania.